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Guter Start in den Tag
Der Morgen: Stressigster Moment am Tag
Drei nachhaltige Tipps für deine entspannte Morgenroutine mit Kind
Wenn wir unsere Kursteilnehmerinnen fragen, welcher ihr größter Stressmoment am Tag ist, antworten ganz viele: Der Morgen, bzw. der Zeitdruck, der entsteht, wenn die Kinder in Kindergarten und Schule sollen und man selbst pünktlich irgendwo hinmuss.
Auch bei mir – Olivia – war der Morgen lange Jahre furchtbar. Wenn mein Wecker klingelte, wollte ich gar nicht aufstehen, weil mich gefühlt eine einzige Hast erwartete:
- Kinder wecken, die nicht aufstehen wollten.
- Kinder dazu bringen, sich anzuziehen und womöglich das Passende für das aktuelle Wetter anzuziehen (“Du kannst leider nicht im Sommerkleid bei Schneesturm in den Kindergarten gehen!”)
- Mit den Kleinen zu diskutieren, was es zum Frühstücken gibt. (“Heute hab ich keine Lust auf Müsli.”)
- Die Pausenbrote zu schmieren.
- Die Kinder dazu zu bringen, sich anzuziehen und pünktlich aus dem Haus zu gehen, damit sie pünktlich zur Schule kommen.
- Die Kitakinder in den Kindergarten bringen.
Letzter Punkt brachte mich meist am meisten zur Verzweiflung, da ich mir wie eine Marktschreierin in Dauerschleife vorkam, die ständig wiederholte: “Bitte mach dich fertig! Zieh deine Jacke an! Du kommst sonst zu spät zur Schule!”
Ich tigerte zwischen drei Kindern umher und half bei jedem nach, damit wir pünktlich fertig wurden.
Wenn dann endlich alle “verräumt” waren, war ich teils schon total fertig, hatte aber ja noch den ganzen Tag vor mir.
Heute ist es anders.
Ich freue mich jede Früh aufs Aufstehen und verlebe einen sehr schönen Morgen mit meinen Kindern. Alle starten allermeistens fröhlich in den Tag.
Ich zeige dir in diesem Artikel, was ich verändert habe – auf drei Ebenen, damit dein Morgen demnächst auch entspannter wird.
Warum ist ein guter Start in den Tag wichtig?
Wenn ich meine Morgen früher und heute vergleiche, wird mir klar:
Früher habe ich den Stress des Morgens mitgenommen in den Tag. Ich war durch das ganze Hehetze unentspannt, hab mir Sorgen gemacht:
„Hat meine Tochter jetzt alles dabei für ihren Schultag?“
„Kommt sie noch pünktlich in der Schule an?“
Und natürlich hat sich der Stress auch auf die Kinder übertragen. Mein Sohn weinte oft im Kindergarten, wollte sich nicht von mir trennen. Ganz schlimm war es, wenn wir uns dann noch stritten, weil unsere Emotionen in dem Stress hochkochten.
Für mich war klar: So kann es nicht weitergehen. Ich möchte so nicht mehr in den Tag starten!
Heute kann ich dir sagen: Ein guter, entspannter Start führt zu mehr Energie und positiver Stimmung am Tag.
Es lohnt sich, jetzt deinen guten Start in den Tag zu gestalten.
Deine neue, nachhaltige Morgenroutine auf 3 Ebenen
Du findest 1001 Organisations-Tipps im Internet für neue Morgenroutinen, die oftmals unzusammenhängend voneinander dastehen.
Deine neue Morgenroutine sollte jedoch ein gesamtheitliches Bild darstellen – finden wir. Darum beruhen unsere nachfolgenden Tipps auf den drei Ebenen des sogenannten multimodalen Stressmanagements, das wir auch in unserem Glücksheldin-Programm sehr erfolgreich einsetzen.
Es geht darum, deinen Stress am Morgen auf drei Ebenen anzugehen, damit du ihn nachhaltig senken kannst:
- Bei der ersten Ebene – der sogenannten palliativ-regenerativen Stressbewältigungsebene geht es darum, bewusst körperliche Entspannung in den Morgen zu bringen.
- Bei der zweiten, der instrumentellen Ebene gewinnst du Zeit durch einige magische Umplanungen.
- Auf der dritten Ebene – der kognitiven Ebene – überdenkst du deine Einstellung und kommst durch ein paar wirksame Tools zu mehr Gelassenheit.
Tipp 1 für einen guten Start in den Tag: Mehr Entspannung durch Rituale
Früher war mein Fokus schon beim ersten Weckerklingel auf: Ich muss jetzt alle fertigmachen, damit wir nicht zu spät kommen. Ich war in einem Hamsterrad und lief, lief, lief.
Mein Ziel: Alles fertigmachen und dann in Ruhe einen Kaffee trinken. Das mit dem in Ruhe Kaffee trinken hat aber meist nicht hingehauen, weil ich nach dem ganzen Prozedere total unentspannt war.
Heute ist mein Fokus nicht mehr auf To Dos gerichtet, sondern auf ein gemeinsames, entspanntes Miteinander: Ich möchte mit meiner Familie einen schönen Morgen verbringen.
Ich bin fokussiert auf: Was können wir alle tun, damit wir einen harmonischen, fröhlichen Start in den Tag haben.
Mir ist bewusst geworden, wie wichtig der gemeinsame Start in den Tag ist. Wie wichtig das freundliche Miteinander. Und das nicht zuletzt für einen schönen Tag, nein auch für unseren Zusammenhalt als Familie.
Um bewusst Entspannung hereinzubringen, plane ich schöne Dinge in den Morgen nein.
Ich teile hier meine Rituale:
- Metime: Ich stehe 15 bis 30 Minuten früher auf als früher und gönne mir eine heiße Zitrone mit Honig, bevor ich die anderen wecke. Ich trinke in kleinen Schlucken. Das beruhigt meinen Parasympathikus – das System, das in deinem Körper für Ruhe und Entspannung zuständig ist.
Ich atme dabei bewusst – teils bei offenem Fenster lang ein und doppelt so lange aus. Was mir früher total Energie geraubt hat, war es, mein Handy zu checken. Ich kann nur empfehlen: Lass dein Smartphone noch aus in dieser Zeit! - Weckritual: Ich wecke jedes meiner Kinder liebevoll mit einem Kuss auf die Wange auf.
- Musik am Frühstückstisch: Ich liebe gerade Billi Joel (“the longest time” oder “She´s always a women”). Manchmal singen oder tanzen wir mit. Es ist enorm, was die Musik mit uns macht.
- Energietank auffüllen: Wer braucht, bekommt eine Kuscheleinlage.
- Liebevolle, gewaltfreie Kommunikation: Wenn ich merke, dass die Zeit knapp wird, äußere ich das in einer liebevollen, gewaltfreien Art: “Schatz, ich würde so gerne noch mit dir weiter kuscheln. Wollen wir das auf später verlagern, jetzt ist es Zeit.”
- Bewusster Abschied: Besonders wichtig ist mir der Abschied. Ich verabschiede jedes meiner Kinder ganz bewusst mit einer Umarmung und lieben Worten, wie “Ich freue mich später auf dich!” Mir ist das so wichtig, weil sie die positive Stimmung und meine Liebe als Stärkung für ihren Tag gut gebrauchen können.
💡Tipp 1 – der Entspannungstipp – basiert auf Basis der Ebene “palliativ-regeneratives Stressmanagement”. Es geht hier um die körperliche Entspannung. Ich setze hier u.a. bewusst meine Metime mit Atmung, die Musik und die liebevolle Umarmungen ein, weil es zur körperlichen Entspannung der Kinder und mir selbst beiträgt.
❓Frage an dich: Was kannst du konkret an deinem Morgen verändern, um entspannter zu starten?
Tipp 2 für einen guten Start in den Tag: Mehr Zeit durch Organisation
Vielleicht hast du dich schon bei meinem ersten Tipp gefragt, wie ich das alles schaffe am Morgen? Ich habe im Lauf der Jahre einige Tricks angeeignet, die mir hier helfen, die ganzen organisatorischen Mental Load effizient zu planen, damit sich uns nicht die wertvolle gemeinsame Zeit rauben.
Hier sind meine Tricks:
- “Anziehstraße”: Ich lege für meinen Kleinsten schon am Abend vorher eine “Anziehstraße” zurecht. Du musst dir das so vorstellen. Ich lege angefangen von Unterhosen, Socken, Shirt, Hose alles hintereinander in die richtige Reihenfolge auf den Zimmerboden, sodass er nur noch nacheinander in alles hineinschlüpfen kann.
- Pausenbrote: Was für eine Hektik das früher war, als ich noch am stressigen Morgen die Brotboxen vorbereitete. Heute machen wir das schon am Abend zuvor. Meine ältereren Mädels machen es oftmals selbst, für meinen Kleinen übernehme ich das noch. Zu diesem Ritual gehört auch, dass alle drei Kinder ihre Boxen nach Schule und Kindergarten in die Spülmaschine räumen, damit sie Abends sauber sind.
- Frühstückstisch: Den Frühstückstisch habe ich eine zeitlang Abends vorbereitet. Es gibt eine große Schublade, in der sich alle Frühstücksutensilien befinden. Die Kinder kommen herunter und decken selbst den Tisch mit ihren Wunsch-Zutaten (Müsli oder Brot).
- Gepackter Schulranzen: Ich erinnere meine Kinder nachmittags daran, bitte an alles zu denken, was morgen gebraucht wird: Eine Unterschrift auf der Matheprobe, ein Marmeladenglas für die Bastelei im Kindergarten oder, oder. Alles wird allermeistens am Tag vorher vorbereitet.
💡Tipp 2 beruht auf der sogenannten “instrumentellen Ebene” des multimodalen Stressmanagements. Das bedeutet, dass wir uns den Alltag so umorganisieren, damit wir weniger Stress empfinden.
❓Frage an dich: Was kannst du gut am Vorabend organisieren, um dich am Morgen darauf zu entlasten?
Tipp 3 für einen guten Start in den Tag: Mehr Gelassenheit durch Umdenken
Ein Großteil des neuen, guten Morgens verdanke ich meinem Umdenken.
Ich spreche von meiner Einstellung, die ich jeden Morgen wieder hatte:
Früher dachte ich noch im Bett liegend: Ich hab keine Lust, der Morgen wird wieder ätzend. Die Kinder trödeln ewig, schreien am Frühstückstisch herum und ich muss dafür sorgen, dass sie pünktlich in die Einrichtungen kommen. Was ein Graus!
Mein neuer Bilderrahmen
Heute sehe ich den Morgen durch einen anderen Bilderrahmen.
Der neue Rahmen ist: Es ist ein schöner, neuer Tag. Ich bin glücklich, dass meine Kinder fröhlich sind und Spaß haben, dass sie sich noch im Spiel verlieren können und noch keinen großen Stress haben. Ich freue mich auf einen schönen gemeinsamen Morgen mit meiner Familie.
Der alte Rahmen liegt jetzt im Müll.
Diese Methode mit dem Bilderrahmen nennt man übrigens Reframing. Sie kommt aus der systemischen Psychotherapie und bedeutet, dass wir weder den Kontext, noch die Situation ändern. Wir ändern unsere Gedanken darüber.
Wir haben in Podcast-Folge 38 “Selbstcoaching mit der Methode Reframing” einiges zum Reframing erzählt, falls du mehr erfahren möchtest.
Verantwortung abgeben
Ein zweiter Gamechanger war die Auflösung einer meiner Glaubenssätze. Ich war der festen Überzeugung, dass ich allein dafür verantwortlich war, dass alles gut über die Bühne ging am Morgen: Anziehen, Wecken, Pausenbrote, Schulranzen komplett packen, pünktlich aus dem Haus gehen – all das – so dachte ich – sei meine Verantwortung.
Heute habe ich diesen Glaubenssatz neu überdacht: Klar bin ich als Mama für vieles verantwortlich. Und ganz ehrlich, ich wollte es auch selbst machen, weil ich es ja am besten kann😂 und es nicht leicht war, meinen Perfektionismus abzulegen.
Über die Jahre habe ich es geschafft, mit Älterwerden meiner Kinder immer mehr abzugeben:
Hier ein paar Impulsfragen für dich:
❓Welche Aktivitäten rauben dir morgens am meisten Energie?
❓Wem könntest du Verantwortung abgeben?
❓Welchen kleinen ersten Schritt könntest du heute gehen, um Verantwortung abzugeben?
Es hat einige Vorteile, frühzeitig Schritt für Schritt Verantwortung an die Kinder abzugeben:
✔️Du bist entlastet und hast Energie und Zeit für andere Dinge, wie z.B. für deine Kinder mental da zu sein
✔️Deine Kinder lernen frühzeitig selbst Verantwortung zu übernehmen für Dinge, die sie eh irgendwann übernehmen müssen. Beispiele sind: Eigener Wecker, Pausenbrotboxen vorbereiten, Schulranzen und Hausaufgaben checken, pünktlich aus dem Haus gehen.
Dadurch erleben sie ihre eigene Selbstwirksamkeit und dass sie auch ohne Mama etwas allein schaffen können. Das macht sie stolz und selbstbewusst.
Ich akzeptiere
Die größte Veränderung passierte in mir, als ich ein paar Dinge losgelassen, bzw. akzeptiert habe.
Es war immer eine große, ja fast Angst von mir, dass meine Kinder zu spät in die Schule kommen. Darum lief ich immer wie ein Drillmaster zwischen den Kindern umher und rief immer wieder: “Los, wir müssen jetzt los, sonst kommt ihr zu spät!”
Ich glaube, dieser Punkt hat mich mit am meisten belastet: Dafür verantwortlich zu sein für etwas, dass ich gar nicht ganz allein beeinflussen kann (wer weiß, was meine Tochter auf dem Schulweg macht, ob sie sich mit ihrer Freundin verratscht und deshalb dennoch zu spät kommt?)
Also hab ich losgelassen. Ich bin in die volle Akzeptanz gegangen, dass sie zu spät kommt.
Und ja: Beide meine Töchter sind zu spät gekommen. Aber nur einmal. Selbst zu erleben, wie es ist zu spät zu kommen, hat sie mehr dazu bewogen pünktlich loszugehen, als alle meine sich unendlich wiederholende “Ihr müsst los!”
💡Hinter Tipp 3 steckt die sogenannte kognitive Ebene des multimodalen Stressmanagements. Das bedeutet, dass du dir selbst bewusst darüber wirst, welche evtl. blockierenden Denkmuster du hast, wie du Situationen in verschiedenen Bilderrahmen siehst. In unserem 8 wöchigen Stressbewältigungskurs für Mütter bedienen wir uns auch aus der magischen Schatzkiste der Resilienz, um gelassener im Kopf zu werden.
❓Frage an dich: Was kannst du loslassen oder akzeptieren?
Unser Fazit: Der morgendliche Frieden beginnt in dir
Auf den drei Ebenen kannst du Wunder bewirken:
✔️Mehr Entspannung durch Morgen-Rituale: Was kannst du konkret an deinem Morgen verändern, um mehr zu entspannen?
✔️Mehr Zeit durch Organisation: Was kannst du vorbereiten, um am Morgen Zeit zu gewinnen?
✔️Mehr Gelassenheit durch Umdenken: Welche Glaubenssätze kannst du über Board werfen, um gelassener als Mama zu sein?
Hast du dir zu den drei Fragen etwas notiert?
Wenn du jetzt merkst, dass dir das gerade alles zu viel wird, unterstützen wir dich sehr gerne.
In unserem 8-wöchigen Stressbewältigungskurs (von den Krankenkassen bezuschusst) lernst du auf den erwähnten drei Ebenen deinen Stress zu senken und durch das Konzept der Resilienz deine innere Widerstandskraft für alle kommenden Probleme und Krisen zu stärken.
Wir haben den Kurs komplett auf die Bedürfnisse von Müttern zugeschnitten und der Kurs ist so gestaltet, dass du ihn komplett auf deine und die Bedürfnisse deiner Familie anpassen kannst.
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