Immer mehr Mütter leiden unter Stress aufgrund von zu hohem Mental Load. Ob alleinerziehend, mit Partner, Partnerin, wir alle sitzen beim Thema Mental Load in einem Boot und brauchen eine Lösung.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung DIW hat herausgefunden, dass sich das Wohlbefinden eines Drittels aller befragten Mütter in den 7 Jahren nach der Geburt eines Kindes substanziell verschlechtert. Die Mütter leiden zum Beispiel unter mentalem Stress, sozialem Rückzug, depressiven Verstimmungen, Angstgefühlen.
Ein Grund dafür ist sicherlich der Mental Load, den wir als Mutter quasi permanent mit uns herumschleppen. Der Energie kostet und Stress verursacht. Und das eigentlich den ganzen Tag lang.
Also: Was ist Mental Load eigentlich und wie kannst du ihn in den Griff bekommen?
1. Was ist Mental Load?
Im Grunde umfasst dein Mental Load all die Listen und Erledigungspunkte, von Dingen, für die du die Verantwortung trägst, die du im Alltag im Kopf hast. Meist führen diese Aufgaben ein Leben im Verborgenen, sie sind praktisch unsichtbar. Du sprichst wahrscheinlich nicht groß darüber, denn diese kleinen Punkte sind ja „nicht der Rede wert“.
Am besten wird das klar, wenn ich mal einen kleinen Teil meines (Kathis) Mental Loads aufliste:
- Am Samstag ist mein Sohn zum Geburtstag eingeladen. Wir müssen noch ein Geschenk organisieren. Merken: mit den anderen Müttern reden, ob wir was zusammen schenken.
- Achja, Mama XY schulde ich noch Geld vom letzten Geschenk.
- Wir haben noch einen Rest vom Reis im Kühlschrank. Den müssten wir heute essen, weil sonst das Gemüse schlecht wird, das wir dazu braten könnten.
- Ich muss noch Klopapier einkaufen. Ist so gut wie alle.
- In der dritten Klasse brauchen sie nächste Woche zwei kleine Schraubgläser. Wir haben aber nur große. Prüfen: Wo bekomme ich bis Montag die kleinen her?
- Heute Abend muss ich die Hausaufgaben meiner Tochter anschauen. Das letzte Mal war ziemlich viel nicht gemacht.
- Lesen üben sollte sie auch noch. 10 Minuten jeden Tag, gestern haben wir es nicht geschafft.
- …und so weiter.
Diese Liste könnte ich ehrlich gesagt, noch wesentlich länger weiterführen. Es sind so viele kleine Dinge, für die wir jeden Tag verantwortlich sind. Und so viele Gedanken, die darum kreisen.
Geht es dir auch so, kommt dir das bekannt vor?
Es gibt einen sehr interessanten Vortrag von der Autorin Rachel Carrell zu dem Thema Mental Load (zu finden bei Youtube unter “The Mental Load and Why it Matters”). Sie stellte fest, dass das Projektmanagement der Familie praktisch immer bei den Müttern liegt. Es ist eine unsichtbare Arbeit, da keiner wirklich darüber spricht. Es sind ja vermeintliche Kleinigkeiten, die Mütter erledigen, von denen die Familie aber zehrt.
Durch die Elternzeit, die meistens die Frau der Familie übernimmt, ist die meist noch die Mutter (und nicht der Vater) Expertin für Elternsein, Haushalt und eben Projektplanung zu Hause. Und so hängt das eben an ihr, sie muss sich um gefühlt ALLES kümmern, alles organisieren und ist für ganz viel verantwortlich.
Das kann zur Belastung werden, gerade auch als alleinerziehende Mutter, die noch mehr Verantwortung tragen und sich um noch mehr kümmern muss.
Bestätigt wird diese Ungleichverteilung übrigens auch durch den zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Das Ergebnis: Frauen wenden in Deutschland pro Tag im Durchschnitt 52,4 Prozent mehr Zeit für Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit und Ehrenamt auf als Männer. Dieser Unterschied wird als Gender-Care-Gap bezeichnet. Der größte Gender-Care-Gap entsteht in der sogenannten „Rush Hour des Lebens“, im Alter von etwa 34 Jahren: Frauen leisten dann im Schnitt 5 Stunden und 18 Minuten Care Arbeit täglich, Männer dagegen nur 2 Stunden und 31 Minuten.
Von diesen Zahlen und dieser Verteilung der unbezahlten Care Arbeit mal abgesehen, ist es übrigens nachgewiesen, dass das Gehirn nicht multitasking-fähig ist.
Wenn zu viele Gedanken auf einmal im Spiel sind und im Hinterkopf ständig mentale Projektplanung läuft, leidet die Konzentration und der Alltag wird zur Belastung. Das ist auf Dauer nicht gesund.
2. Was kannst du tun, um deinen Mental Load in den Griff zu bekommen?
Hier sind 4 Tipps die du nutzen kannst, um dich selbst von der erdrückenden und diffusen Verantwortung des Mental Loads zu befreien. Übrigens: Wenn du nicht weißt, ob du bereits ein Burnout hast lies hier im Artikel “Mama Burnout” nach, was die Anzeichen sind und was du tun kannst.
2.1 Das Unsichtbare sichtbar machen
Schreibe dir einen Tag lang (oder auch nur ein paar Stunden) alles auf, an das du denkst, was du planst und erledigst. Mach einfach eine Liste und nimm jede Kleinigkeit auf, auch wenn du denkst, dass diese Punkte nicht der Rede wert sind.
Du wirst staunen, wie viel das ist, was da in deinem Kopf passiert. Allein dieses Realisieren und Verstehen wird dich einen Schritt weiter bringen.
Das gilt übrigens unabhängig davon, ob du in einer Partnerschaft lebst oder Alleinerziehende bist (dann ist die Liste wahrscheinlich nochmal länger).
In unserem kostenfreien 5-Tages-Kurs machen wir eine Übung genau dazu, die schon bei vielen Mamas zu absoluten AHA-Erlebnissen geführt hat. Unter diesem Link kannst du dich dafür sofort vormerken und hier tiefer einsteigen.
2.2 Partner einbeziehen oder Netzwerk nutzen
Besprich mit deinem Partner deine Liste und deine mentale Belastung. Geht sie zusammen durch und überlegt gemeinsam, was sich streichen lässt, was er/sie übernehmen kann und auch was absolute Priorität hat.
Falls du alleinerziehend bist, oder dein Partner selbst überlastet ist, überlege dir, wen es in deinem Netzwerk gibt, der dich unterstützen kann. Es gibt auch Angebote von Beratungsstellen oder über die Krankenversicherung die du nutzen kannst.
Einige Beispiele und Ideen:
- Erziehungsberatungsstellen
- Babysitterbörsen
- ehrenamtliche Omas und Opas
- unter bestimmten Voraussetzungen Haushaltshilfen über die Krankenversicherung
- Mutter-Kind-Kur oder Mutter-Kur
- Unsere Angebote, die auf Austausch und konkreter Unterstützung beruhen
- Nachbarschaftshilfe
- Verwandte, Freunde und Freundinnen, die unterstützen können
Du bist nicht auf dich alleine gestellt. Wichtig ist, innerlich zuzulassen, dass du dir Hilfe holen “darfst” und dann auch möglichst konkret danach zu fragen. Höre dir auch gerne unsere Podcastepisode zum Thema Hilfe holen dazu an.
2.3 Aufgabenplanung und Fokus
Überlege dir, entweder alleine oder – falls vorhanden – mit deinem Partner, wie ihr die haushalts- und familienbezogenen Aufgaben zukünftig plant. Ein Tool, dass wir gerne dafür nutzen ist Trello, eine kostenfreie App, mit der pro Aufgabe Kärtchen mit Aufgabenbeschreibung und Zuständigen erstellt werden können.
Die Aufgaben werden von „To Do“ in „Doing“ und dann in „Erledigt“ verschoben.
Mehrere Personen können an einem sogenannten Aufgabenboard arbeiten.
So bleiben die Aufgaben sichtbar und können eindeutig aufgeteilt und erledigt werden.
Neben Trello gibt es viele andere tolle Apps, die so etwas ermöglichen.
Das Stichwort bei deiner eigenen Zeitplanung ist Fokus. Es geht darum, nicht den ganzen Tag mit diesen 1000 Dingen im Kopf durch die Gegend zu rennen, sondern dir gezielt Zeit dafür zu nehmen, sie aufzulisten, zu priorisieren und abzuarbeiten. Plane dir gezielt Fokuszeiten für bestimmte Themen wie Haushalt oder Einkaufen ein, in denen du möglichst nur das tust.
In Aufteilung mit dem Partner oder falls du alleinerziehend bist, in Zusammenarbeit mit einer guten Kinderbetreuung durch eine Institution oder durch Unterstützer wie Freunde, Nachbarn, Verwandtschaft etc.
In unserem kostenfreien 5-Tages-Kurs stellen wir dir übrigens ausführlicher ein Tool dafür vor, den Fokuszeitplaner. Unter diesem Link kannst du dich dafür eintragen.
2.4 Falls möglich: Elternzeit aufteilen (denn hier liegt die Wurzel)
Falls die Elternzeit noch vor dir liegt: Überlege mit deinem Partner/den Vater des Kindes, ob ihr sie aufteilen könnt. So verhinderst du, dass die Aufgaben irgendwann auf Dauer an dir kleben bleiben. Falls du alleinerziehend bist, gibt es vielleicht trotzdem die Möglichkeit den Vater des Kindes einzubeziehen oder andere Betreuungsmöglichkeiten zu nutzen.
3. Unser Fazit
Du schaffst das. Hole dir Unterstützung. Egal ob als alleinerziehende Mutter oder als Mama in einer Partnerschaft. Wichtig ist, dass du nicht zu viel auf einmal erwartest und Schrittchen für Schrittchen vorgehst.
Falls du mehr willst: In unserem kostenfreien eBook „sei die Mama die du sein willst“ geben wir dir übrigens noch weitere Geheimtipps, wie du einfach und alltagstauglich deinen Stress reduzieren und mehr Gelassenheit in dein Leben bringen kannst.