Innerer Kritiker & liebevoller Begleiter – Erfahrung und Tipps
Der innere Kritiker ist eine Stimme in deinem Kopf, die sich negativ und abwertend äußert. Sie kann dich daran hindern, dein volles Potenzial auszuschöpfen, indem sie dich dazu bringt, dich selbst zu sabotieren. Der innere Kritiker ist stark, keine Frage – aber nicht stärker als du! Im Gegenteil: Du kannst deinen inneren Kritiker zum Freund machen und mit deinem wohlwollenden Begleiter in Kontakt treten. Wie das funktioniert, erkläre ich dir in diesem Beitrag.
Keine Lust oder Zeit zu lesen? Hör´ dir hier unsere 18-minütige Podcastepisode zum Thema Innerer Kritiker an:
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Was ist der innere Kritiker?
Der innere Kritiker ist ein Teil des psychischen Selbst, der sich kritisch und negative über Gedanken, Handlungen, Gefühle und Pläne äußert. Es ist eine innere Stimme, die dir immer wieder sagt:
- dass du nicht gut genug bist
- dass du Fehler machst
- dass du versagen wirst
Der innere Kritiker kann dazu führen, dass du dich unsicher fühlst oder sogar destruktiv bist, was deine Fähigkeit beeinträchtigen kann, selbstbestimmt und nach eigenen Wünschen zu handeln und Ziele zu erreichen.
Das Konzept der inneren Anteile (Psychologie)
In der Psychologie gibt es das Konzept der inneren Anteile, die sich über Gedanken und Gefühle äußern. Einer der strengsten Anteile ist der innere Kritiker. Neben diesem gibt es auch das innere Kind und den liebevollen Begleiter, die ebenso charakteristische Eigenschaften aufweisen.
Das innere Kind besteht hauptsächlich aus positiven und negativen Gefühlen, die aus der Kindheit stammen, während der liebevolle Begleiter das wertvolle Gegenstück zum inneren Kritiker darstellt. Dieser Anteil ist empathisch, verständnisvoll und spricht stets in einem liebevollen Ton mit dir.
Mein innerer Kritiker & ich
Kennst Du das…
Du hast ein paar Minuten Zeit für dich. Du könntest dich jetzt ausruhen, doch du kommst nicht zur Ruhe. Eine innere Stimme sagt dir immer wieder, dass du weitermachen sollst. Du könntest die Zeit nutzen, um die Wäsche in die Maschine zu stecken. Du könntest die Küche aufräumen oder die Überweisung machen, die noch aussteht.
Oder du hast eine Herausforderung zu bewältigen und bist nervös. Eine innere Stimme sagt dir, dass du das nicht gut machen wirst, dass du nicht gut genug vorbereitet bist. Sie prophezeit dir vielleicht sogar, dass du scheitern wirst.
Kennst du das so oder so ähnlich?
In der einen oder anderen Art kennen das wahrscheinlich die meisten von uns – gerade als Mutter kennst du den inneren Kritiker gut.
Beispiel-Sätze für den inneren Kritiker
- Du wirst das niemals schaffen.
- Du hast keine echten Freunde.
- Irgendetwas stimmt nicht mit dir.
- Alle anderen sind klüger/schöner/besser als du.
- Du bist eine Versagerin.
Woher kommt der innere Kritiker?
Ursachen für die Entstehung des inneren Kritikers gibt es viele. Oft entsteht diese negative innere Stimme schon in der Kindheit, zum Beispiel durch Verbote oder Regeln, die deine Eltern dir vorgeben.
Vor allem jüngere Kinder möchten es ihren Eltern grundsätzlich recht machen, sie suchen deren Liebe und Zuneigung. Dadurch folgen sie den vorgegebenen Regeln und es entwickelt sich eine innere Stimme, die sagt, was richtig, was falsch, was gut und was schlecht ist.
Der innere Kritiker will dich also eigentlich schützen. Er möchte, dass du nichts falsch machst und nicht aneckst. – Nur, wenn du im Erwachsenenalter und als Mutter immer noch einen sehr lauten inneren Kritiker hast, dann kann das sehr kraftraubend und anstrengend sein.
Richtiger Umgang mit dem inneren Kritiker
Du hast bestimmt schon Tipps zum Thema gelesen, die dir raten den inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen, auszuschalten, zu entmachten etc. Da deine innere Stimme aber eigentlich eine Schutzinstanz ist, wäre es äußerst fatal, ihr nicht zuzuhören. Der Trick ist, deinen inneren Kritiker zum Freund zu machen und ihn mit dem sogenannten wohlwollenden Begleiter in Dialog zu bringen (der gehört schließlich auch zu deinen inneren Anteilen).
6 Schritte gegen den inneren Kritiker:
- Nehme deinen inneren Kritiker wahr. Höre zu: Was sagt er genau?
- Würdige, dass er dir eigentlich helfen will – auf eine sehr ungeschickte Weise – aber immerhin.
- Übernimm Verantwortung: Mache dir klar, dass DU bestimmst, welche Gedanken du denkst
- Frage dich: ist es wirklich, wirklich wahr, was der innere Kritiker sagt? Gibt es in deinem Leben oder im Leben anderer Gegenbeweise? Argumentiere und widerlege.
- Danke deinem inneren Kritiker innerlich für seine Mühen und gebe ihm den Hinweis, dass er getrost die Bühne verlassen kann, er wird hier gerade nicht mehr gebraucht.
- Stärke deine liebevolle Stimme zum Beispiel durch positive Affirmationen wie „Ich bin gut so, wie ich bin“, „Ich schaffe das“ oder „Ich bin stark und selbstsicher“.
Imaginationsübung – über den inneren Kritiker lachen
Noch ein Zusatztipp, den ich vor Kurzem gelesen habe und total witzig finde: Wenn dir die kritische Stimme deines Kritikers im Inneren zu laut wird, stell dir vor, wie er (gerne als Person) auf einer Bühne steht und sein Genörgel in ein Mikrofon ruft. Dann stelle dir vor, dass du den Stecker vom Mikrofon rausziehst. Der Kritiker ruft weiter, aber du hast deine Ruhe.
Alternativ kann ich dir die Stimmenverstellung als Übung empfehlen: Du stellst dir also vor, wie dein innerer Kritiker mit Mickey-Mouse oder Donald Duck Stimme mit dir spricht. Und schon erscheint dir das Gerede absurd und lustig.
Wenn der innere Kritiker zu stark ist...
Falls du sehr unter deinem inneren Kritiker leidest und nicht mehr selbst gegen ihn ankommst, hole dir bitte professionelle Unterstützung. Gerade bei Depressionen, Traumata oder anderen psychischen Problemen ist der innere Antreiber sehr hartnäckig und destruktiv. Lies im Artikel „Mama-Burnout“, wo du stehst. Vielleicht auch interessant für dich: Tipps bei Überforderung als Mutter.
So habe ich meinen inneren Kritiker besiegt
Ein Beispiel von mir (Kathi) persönlich: Vor ein paar Jahren war ich überzeugt davon, dass ich einfach nicht der Typ bin, der mit einem Podcast und mit Fotos von sich in den sozialen Medien arbeiten kann. Mein innerer Kritiker sagte mir Dinge wie: „Das interessiert wahrscheinlich eh keinen, was du zu sagen hast“ oder „du bist einfach nicht der Mensch, der gut vor dem Mikrofon sprechen kann“.
Eine ganze Zeit lang war ich dadurch sehr verunsichert. Es gibt auch heute noch Momente, in denen diese Stimme lauter wird – gerade wenn ich wenig Energie habe.
Was ich gemacht habe...
- Ich habe diese Stimme bewusst wahrgenommen und habe ihre Einwände gehört.
- Ich habe mir bewusst gemacht, dass hier der innere Kritiker spricht
- und dass dies nur ein Gedanke von vielen ist, die in meinem Kopf gerade entstehen.
Bedeutet: Der innere Kritiker behauptet das einfach mal. Im tiefsten Inneren will er mich damit ja sogar schützen. Dann bin ich mit dieser kritischen Stimme in ein inneres Gespräch gegangen und habe mit ihr verhandelt.
Der liebevolle Begleiter in uns
Denn es gibt ja nicht nur diesen Anteil von mir. Es gibt ja auch noch weitere Anteile in mir, zum Beispiel den liebevollen Teil, der an mich glaubt. Dieser liebevolle Teil hat dann die Argumente des inneren Kritikers widerlegt:
- Er hat argumentiert, dass es ja schon mehrere Beweise gab, an denen ich in ähnliche Situationen erfolgreich war.
- Hat gesagt, dass es einige Menschen gibt, die an mich glauben.
- Hat Beweise dafür gesammelt, dass es klappen kann.
- Zum Schluss hat diese innere Stimme dem inneren Kritiker für seine Fürsorge gedankt und hat ihn dann darauf hingewiesen, dass hier seine Hilfe nicht benötigt wird.
Fazit: innerer Kritiker und wohlwollender Begleiter
Das hört sich jetzt vielleicht abgefahren an, aber letztendlich geht es darum, seine inneren Anteile zu erkennen und mit ihnen umzugehen.
Denn all das, von dem wir manchmal denken, dass es die Realität ist („Du kannst das nicht“) ist meist nichts anderes als eine von mehreren inneren Stimmen, die das aus irgendwelchen – oft in der Vergangenheit liegenden – Gründen behauptet.
Wichtig ist, deine liebevollen Stimmen zu stärken und kritische Stimmen nicht die Überhand gewinnen zu lassen.
DU bestimmst, was du denken willst.
Quellen
1) Wikipedia: Inneres Team
2) Wikipedia: Transaktionsanalyse
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