Mom Guilt - Tipps für dich als Mutter
Mom Guilt: Was ist das?
Viele Mütter fühlen sich schuldig.
Wenn wir nicht bei den Kindern sind, denken wir daran, dass wir jetzt eigentlich bei ihnen sein müssten. Wenn wir mit den Kindern spielen, denken wir daran, was wir noch tun/einkaufen/aufräumen müssten. Wir sind innerlich wie getrieben von unseren ständigen Schuldgefühlen. Sie schwingen wie ein Grundrauschen in unserem Leben mit und sind schon zur Normalität geworden.
Auf den Begriff “Mom Guilt” bin ich im tollen Buch Andrea Helten gestoßen und er trifft, wie ich finde, den Nagel auf den Kopf.
Andrea schreibt: “Obwohl so viele Bälle im Spiel gehalten werden müssen und wir das Tag für Tag auch erfolgreich tun, sehen wir nur den Mangel.”.
In einer Umfrage, die wir in unserer Community gemacht haben, bestätigt sich dieses Phänomen. Es kamen Antworten wie:
- Meine größte Herausforderung ist es, bei den vielen Terminen/Aufgaben in Schule, Arbeit etc. die Bedürfnisse ALLER Familienmitglieder im Blick zu behalten und dann auch noch zu erfüllen.
- Meine Herausforderung: Alles unter einen Hut zu kriegen. Zu hohe Ansprüche. Perfektionismus.
- Im Alltag allen 3 Kindern, Haushalt und Arbeit gerecht zu werden
- 2 Kindern, meinem Mann, dem Job, meinen Ansprüchen und natürlich auch mir gerecht zu werden. Das Gefühl, dass es immer nicht gut genug ist.
Mom Guilt: Woher kommt das?
Vor allem die gesellschaftlichen Erwartungen werden für uns Mütter schon in der Schwangerschaft allzu sichtbar:
Ich erinnere mich sehr gut daran, wie viele Tipps ich schon in meiner Schwangerschaft bekommen habe:
– Der Bauch ist für diese Woche aber ziemlich groß (oder klein, je nach Blickwinkel)
– Du solltest auf keinen Fall dies oder jenes essen, wenn du schwanger bist
– Fahrradfahren in deinem Zustand? Lass das lieber, das solltest du als Schwangere nicht tun.
Dazu überall die Bilder von überglücklichen, strahlenden Schwangeren, die vor Energie nur so strotzen. Wenn man dann mit zahlreichen Pickeln im Gesicht, mit Übelkeit vor der Toilette hängt, fühlt man sich nicht nur deswegen schlecht, sondern auch schuldig: Die anderen bekommen es doch auch alle hin. Warum schaffe ich das nicht?
Nach der Geburt geht es weiter: Du solltest stillen, du solltest abstillen, auf keinen Fall dies machen, und auf JEDEN Fall mach bitte das.
Und bitte sei glücklich und weiterhin strahlend dabei. Schließlich wird das so von einer Mutter erwartet.
Die Ansprüche anderer können mit der Zeit unsere eigenen Bedürfnisse, unsere Intuition überlagern und wir fühlen uns schlecht, weil wir dem was erwartet wird nicht gerecht werden.
Unsere heutige Zeit hat noch eine Besonderheit: die absolute Vergleichbarkeit.
In den sozialen Medien und im Status sehen wir das was glänzt, das was gut ist. Wir sehen gut angezogene Mütter, durchgestylte Kinder, den perfekt gedeckten Tisch, die gute Stimmung strahlt nur so aus den Bildern heraus.
Doch das ist nicht die Realität. Das ist nur ein Ausschnitt, eine Momentaufnahme des (vermeintlichen) Glücks.
Hier kommt der psychologische Effekt der Selbstdiskrepanz zum Tragen. Hier geht man u.a. davon aus, dass jeder Mensch ein Real-Selbst und ein Ideal-Selbst in sich trägt. Ist der Unterschied zwischen diesen beiden, also dem wie ich mich selbst wahrnehmen und dem wie ich aus meiner Sicht im Idealfall sein müsste, zu groß ist, kommt es zu Spannungen und negativen Emotionen.
Dazu kommt, dass unsere Kinder eben nicht im Dorf/in einer großen Gemeinschaft aufwachsen, sondern dass viele Mütter sehr isoliert und alleine mit den tagtäglichen Herausforderungen sind.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung stellte übrigens fest, dass sich das mentale Wohlbefinden von Frauen nach der Geburt eines Kindes häufiger verschlechtert als verbessert. Die Verschlechterung lag auch an den Spannungen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Mutterschaftsidealen und den damit verbundenen Erwartungshaltungen.
Mom Guilt: Was kannst du tun?
Erst einmal: Du bist nicht alleine! Viele Mütter kämpfen mit diesem inneren Konflikt.
Die gute Nachricht ist: Du kannst aus dieser Spirale herauskommen. Hier stellen wir dir die Schritte dahin vor:
Selbstreflexion und Akzeptanz: Nimm dir Zeit für dich selbst und reflektiere darüber, warum du dich schuldig fühlst. Erkenne an, dass du keine perfekte Mutter sein musst und dass es normal ist, Fehler zu machen. Akzeptiere, dass du dein Bestes gibst und dass dies ausreicht. Vielleicht findest du in deinem Kopf auch Glaubenssätze, die du irgendwann übernommen hast, die jedoch gar nicht der Realität entsprechen. Zum Beispiel: “Ich muss alles alleine schaffen”. Oder: “Ich darf keinen Fehler machen.”
Das ist wohl der schwierigste Punkt dieser Liste und ein längerer Prozess. In unserem Glücksheldin-Programm machen unsere Teilnehmerinnen übrigens genau das: sie lösen Schritt für Schritt alte und belastende Annahmen auf und finden dadurch zu mehr Gelassenheit als Mamas.
Prioritäten setzen: Definiere deine Prioritäten klar und kommuniziere sie mit deiner Familie. Indem du deine Zeit und Energie bewusst auf die Dinge lenkst, die dir wichtig sind, wirst du ein Gefühl der Selbstwirksamkeit entwickeln. Die Selbstwirksamkeit ist einer der sogenannte Resilienzschlüssel oder Säulen der Resilienz, auf denen das Glücksheldin-Programm basiert. Sie hilft dir, die sogenannte “Opferrolle” zu verlassen und dein Leben wieder mehr selbst zu gestalten.
Unterstützung annehmen: Mache dir bewusst, dass du nicht alles alleine schaffen musst. Erlaube anderen Menschen, dir zu helfen und Unterstützung anzubieten. Es ist keine Schwäche, um Hilfe zu bitten. Ob es dein Partner, Familie, Freunde oder professionelle Dienstleistungen sind, teile deine Verantwortung und gib dir so Raum zum Atmen.
Zeit für dich selbst einplanen: Selbstfürsorge ist von entscheidender Bedeutung, um Mom Guilt zu überwinden. Plane regelmäßig Zeit für dich selbst ein, in der du deine Interessen und Bedürfnisse verfolgen kannst. Ob es ein Hobby, ein entspannendes Bad oder ein Treffen mit Freunden ist – investiere in dich selbst, um wieder aufzutanken und deine Batterien aufzuladen. Wir wissen, dass das oft schwer umzusetzen ist. Es sollte jedoch genauso wichtig und selbstverständlich wie das Zähneputzen für dich sein. Du brauchst das, um gesund zu bleiben!
Realistische Erwartungen: Stelle sicher, dass du realistische Erwartungen an dich selbst setzt. Es ist unmöglich, immer alles perfekt zu machen. Gib dir selbst die Erlaubnis, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Erkenne deine Erfolge an und feiere die kleinen Meilensteine, anstatt dich nur auf die Fehler zu konzentrieren. Es gibt die perfekte Mutter nicht!
Vergleichsdenken loslassen: Vermeide den Vergleich mit anderen Müttern. Wie Tiffany N. Stallings in ihrem Ted Talk sagt: “Vergleich killt deine Zufriedenheit”. Jede von uns hat eine einzigartige Situation und einen individuellen Weg im Muttersein. Konzentriere dich auf deine eigene Reise und schätze die Fortschritte, die du gemacht hast. Vergleiche können dich nur unnötig belasten und Mom Guilt verstärken.
Mom Guilt: Fazit
Das Thema hat mich in der Recherche und beim Schreiben sehr aufgewühlt. Ich habe wieder einmal gemerkt, wie wichtig es mir ist, dass Mütter aus dieser Schleife aus Schuld ausbrechen können. Bitte suche dir Unterstützung, wenn du dich bei dem Thema angesprochen fühlst. Lies darüber, spricht mit einer Freundin oder deinem Partner.
Wenn du dich mehr mit dir, deinen Denkmustern, deinem Leben und wie du es veränderst beschäftigen möchtest, komm auf die Warteliste für unser Glücksheldin-Programm. Es hat schon hunderten Müttern geholfen. Wir freuen uns auf dich!
Quellen:
- Buch: “Ich zähle jetzt bis Ommm”, Andrea Helten, riva verlag 2023
- Studie DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung):
https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.596751.de/18-35-1.pdf - https://www.zeit.de/zett/2020-05/mom-guilt-von-dem-gefuehl-niemandem-gerecht-zu-werden
- Ted Talk von Tiffany N. Stallings: https://youtu.be/ch-ObX4GS0k
- Selbstdiskrepanz: https://link.springer.com/referenceworkentry/10.1007/978-3-662-45119-9_87-1
- Während meiner Recherchen bin ich auf Aufnahmen der Fotografin Alena Zhandarova gestoßen, die das Unsichtbarwerden der Mütter darstellt. Da ich das so beeindruckend fand, hier der Link: https://alenazhandarova.ru/hidden-motherhood/
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