Unsere Gastautorin LaTina macht sich diesmal Gedanken über das erste Mal und die zahlreichen ersten Male. Lest selbst, zu welchen Erkenntnissen sie dabei kommt:
Vor kurzem erzählte mir eine Freundin, dass Ihre Tochter zum ersten mal schwer verliebt sei und so kam es, dass wir zusammen in vergangenen Zeiten schwelgten und uns daran erinnerten wie es war, als wir zum ersten mal so richtig verknallt waren.
Herrje, wie war das noch damals?
Erst versuchte man wochenlang verzweifelt dem Jungen des Herzens klar zu machen, dass man überhaupt existiert, um dann endlich, endlich ein heiß ersehntes Date zu ergattern, vor dem es einem dann, aufgrund der Aufregung, schon tagelang vorher schlecht war. Man bekam, immer noch aufgrund der Aufregung, tagelang nichts Essbares in sich hinein und stellt sich nachts die schlimmsten Szenarien vor, wie das Date laufen könnte, sodass man am Stichtag ausgehungert und übernächtigt zum ersten Date erschien.
Tja, und dann versucht uns, ein ähnlich überforderter junger Kerl, mit einem feuchten Kuss, von seinen Liebhaberqualitäten zu überzeugen. Aufregend!
Hatte man Glück, konnte der junge Kerl mit weniger Spucke dafür aber mit mehr Gefühl punkten.
Aber egal wie es gelaufen ist, egal mit wem es gelaufen ist – es war einmalig.
Manchmal entwickelte sich aus diesem feucht fröhlichen Anlass eine schöne Beziehung, die Lust und Mut auf weitere „erste Male“ machte und an die wir auch heute noch (gerne) zurückdenken. Im schlechtesten Fall war dieser Ausflug in die linguale Anatomie eines Pubertierenden, eine weitere Etappe auf dem Weg zum großen Liebesglück.
Begleitet wurden wir auf diesem Weg von Dr. Sommer, unserer besten Freundin und unserer Phantasie.
Nicht mehr und nicht weniger. Somit mussten wir uns, in liebevoller Kleinarbeit, unser Repertoire an Liebeskünsten, eigenständig und hart erarbeiten.
Ganz im Gegensatz zu unseren Kindern. Heutzutage sind die Herzchen, dank immerwährenden Internetzugangs und Klassenkameraden mit großen Brüdern, in der 4. Klasse schon besser aufgeklärt, als wir kurz vor unserer Hochzeit.
Und mit aufgeklärt meine ich nicht im medizinischen Sinne, dass sie wissen wann, wo, wie, warum, etwas hinkommt oder passiert. Nein, damit meine ich einschlägige Internetadressen, die mit gesunden Moralvorstellungen nur bedingt genießbar sind.
Zugegeben, auch zu unserer Zeit gab es Videos, die von großen Brüdern aus der Schmuddelecke einiger Videotheken entliehen wurden, und ich kann mich auch gut daran erinnern, dass das ein oder andere Video sogar dupliziert wurde und somit einem breiten Kollegstufen-Cliquen-Publikum zugängig gemacht wurde.
Selbstverständlich waren diejenigen die im Besitz eines solchen Videos waren, so was wie Halbgötter.
Geheim und nur für geladene Gäste fanden die Filmvorführungen statt und auch wenn zu meiner Jungend „Emanzipation“ schon mehr als ein paar gedruckte Buchstaben in der Emma waren, galt die Regel: „For Gentlemen only“.
Glücklicherweise hatten diese Jungens Schwestern, die moralisch keine Einwände hegten, uns Mädels das visuelle Liebesgut zu präsentieren. Ob es ein Gewinn für uns war, bleibt zweifelhaft.
Aber wie schon erwähnt: wir waren älter und reifer als unsere Schnuckis, als wir mit diesen Dingen konfrontiert wurden und konnten dadurch mit dieser Art von Erotik besser umgehen.
Und wir konnten vor allem nicht schon in jungen Jahren, wie selbstverständlich, auf diese Art von Liebesfilmen zurückgreifen. Wir haben unseren Körper vorher schon „erlebt“ und konnten uns und anderen beim Erwachsenwerden zusehen.
Wir wussten deswegen, anders als bei unseren jungen Helden heutzutage, dass Schambehaarung nicht krankhaft ist und Brüste nicht automatisch in Doppel-D-Ausführung wachsen.
In diesem Zusammenhang allerdings, suchte ich mit meinem Großen das Gespräch, in dem ich den Versuch startete, ihm zu erklärten, dass Brüste keine Knetbälle und eine Klitoris kein Rubbellos sei, dass der weibliche Körper anbetungswürdig und Sex etwas liebevolles ist. Das Gespräch selbst empfand mein Großer als, wie nannte er es, „abartig“. Würggeräusche untermauerten diese Aussage – meine zukünftige Schwiegertochter allerdings wird es mir hoffentlich danken.
Ich denke schon, dass die oben genannte Entwicklung einen Einfluss auf unsere Kinder hat. In einer sehr interessanten Doku über das Sexualleben unserer Jugendlichen, wurde das auch genauso dargestellt.
Viele Jugendliche meinen, die Pornodarsteller spiegeln das reale Leben wider.
Heißt soviel wie, alle Männer sehen aus wie Adonis und alle Frauen freuen sich wie Bolle, wenn Adonis es ihnen so richtig besorgt.
Beruhigend allerdings ist, dass unsere Herzallerliebsten wieder auf altbewährtes wie Liebe und Treue setzen. So lernen sie dann wenigstens gemeinsam, was für alle Beteiligten gut und weniger gut ist.
Ob man nun das direkte Gespräch mit seinen Kindern sucht, oder eher diskreter vorgeht, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist es meiner Meinung nach aber, im Gespräch zu bleiben mit unseren jungen Entdeckern.
Lassen wir sie ruhig in See stechen und lassen wir sie ihre eigenen Erfahrungen machen, lassen wir sie neue Welte erforschen, aber bleiben wir immer dran an ihnen.
Da sein, wenn sie einen brauchen und bereit sein, auch über seinen eigenen Schatten zu springen und Dinge annehmen, auch wenn man sie vielleicht nicht ganz so dolle findet.
Und vielleicht auch schon ein bisschen vorher, um mit ihnen rechtzeitig über Verhütung zu reden.
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