Unsere Gastautorin LaTina hat ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und ihren Frust in drei herzerfrischende Berichte über die Plagen des Mütter-Alltags verwandelt. Heute gibt es Teil 1, den Einkauf.
Die Fortsetzung folgt in ein paar Tagen 🙂
Teil 1: Der Einkauf
Vor kurzem begegnete ich einer befreundeten Mutter, vor dem Einkaufscenter. Es reichten Blicke – wir verstanden uns wortlos.
Jede Mutter mit 1+x Kindern, kennt es. Während des Einkaufs siehst Du die anderen Kunden mit fragendem Blicke Deinen Einkaufswagen mustern, und Du weißt genau, was sie denken: „Hamsterst Du noch, oder kaufst Du schon für die Großkantine eines Weltkonzerns ein?“
Keiner von den besagten Kunden, käme auf den Gedanken, dass du lediglich den wöchentlichen Einkauf für deine vierköpfige Familie erledigst und nur wer ebenfalls pubertierende Kinder daheim hat, weiß, dass ihr Essverhalten dem eines ausgehungerten Heuschreckenschwarms gleicht – eines sehr hungrigen Heuschreckenschwarms.
Nachdem Du den halben Supermarkt leergekauft hast, näherst Du Dich dem Kassenbereich und es geht ein Raunen durch den Supermarkt.
Sämtliche Rentner, Singles und Jungmütter, mit einem nur spärlich beladenen Einkaufswagen, stürmen das Kassenfeld, um noch vor Dir, dem Mount Everest des Einkaufscenters, ihre Ware aufs Band zu werfen.
Geduldig wartest Du also ab, bis alle Barzahler ihre Cent Münzen unter das Kassierervolk gebracht haben und fängst an, den bodenlosen Inhalt deines Wagens ebenfalls auf das Band zu hieven.
Mittlerweile hat sich ein Handwerker mit seiner Wurstsemmel und einer Cola und eine Oma mit zwei Joghurts und einer Birne hinter Dir angestellt.
Stoisch versuchst Du, den Gutmenschen in Dir zu ignorieren, bis Du dem flehenden Blick nicht mehr widerstehen kannst und bittest beide nach vorn.
Also gut, endlich, endlich bist Du an der Reihe und hechtest zum Kassenende um die erste Ware wieder zurück in den Wagen zu schaufeln und zumindest so zu sortieren, dass die schweren Sachen nicht wieder auf den weichen und zerbrechlichen Sachen zu liegen kommen.
Gelingt Dir nicht, egal wie vorsichtig du hantierst.
In einem nie dagewesenen Affentempo schiebt die Kassiererin Deine Ware nach und nur ein hyperaktiver Oktopus könnte die Flut an Artikeln bewältigen, die auf dich zugerollt kommt.
Hektisch arbeitest Du dem Tempo hinterher, bis das schrille Stimmchen der Kassiererin ertönt, ob Du eine Payback-, Deutschland- oder weiß der Geier was für eine Karte hast.
Hast du zwar, aber die Zeit, die Du benötigst, um sie rauszufischen, würde das Förderband in die Knie zwingen, deswegen – nein.
Kaum hast Du diese Information verarbeitet, schnarrt das liebliche Stimmchen von neuen, ob Du Bonuspunkte, Treuepunkte oder Mitgliedpunkte sammelst und ob Du Klebepunkte, Treueheftchen und Mitgliedsantrag haben möchtest.
Komplette Überforderung macht sich breit. Du willst nur eins: ohne psychische Schäden Deinen Einkauf beenden.
Planlos wirfst du also die letzten Artikel deines Einkaufs in den Wagen, was selten ohne Loch im Sahnebecher oder Joghurt geschieht, um dann im vorauseilenden Eifer, die anderen Gäste nicht noch länger warten zu lassen, zum Kartenlesegerät zu hechten.
Mittlerweile stehst Du gut durchgegart im eigenen Saft vor dem Kassenhäuschen, ignorierst das Versagen Deines Deos und freust Dich wie Bolle auf das Ende Deines Einkaufs.
Von neuem ertönt ertönt das Stimmchen hinter dem Kassenband und fragt Dich, ob du noch Geld abheben möchtest. Dumm nur, dass dein Gehirn gerade auf bezahlen und auf „Fuck-wie-war-die-PIN-gleich-nochmal“ geeicht ist. Geld? Abheben? What?
Letztendlich beendest Du Deinen Einkauf und freust dich, dass Dich nicht jemand auch noch über Körbchengröße oder sexuelle Vorlieben befragt hat und Du weißt, so sieht der Vorgarten zur Hölle aus.
Jetzt hast Du es aber noch gut erwischt und musst nicht auch noch im allergrößten Chaos ein Kleinkind bändigen, das in ca. 1,20 m Höhe auf dem Einkaufswagen balanciert und Gefahr läuft, sich beim Sturz aus diesem, auf den harten Fliesenboden, ein Schädel-Hirn-Trauma zuzuziehen, oder nur geringfügig besser, das sich im Kassenbereich lauthals schreiend auf dem Boden wälzt, weil es kein Überraschungsei oder ein schön verpacktes Fläschchen Unterberg bekommen hat.
Interessanterweise gibt es hierfür auch noch eine kleine Anekdote:
mein Mann fragte mich letztens, warum ich mit dem Auto zum gegenüberliegenden Einkaufscenter fahre und nicht schnell zu Fuß rübergehen würde. Würde meinen ökologischen Fußabdruck auf dieser Welt erheblich reduzieren und ich bin doch auch so „bio“. In dem Moment wurde mir klar, wie er meinen wöchentlichen Einkauf sieht: als Wellnessshopping.
Frau stöckelt frisch geschminkt und geföhnt mit einem kleinen Weidenkörbchen in der Armbeuge zum Supermärktchen. Dort trifft sie eine liebe Freundin, ebenso hübsch zurechtgemacht ebenfalls mit einem kleinen Weidekörbchen in der Armbeuge.
Gemeinsam und fröhlich lachend tanzen sie durch die Gänge um zwei Joghurts, eine Bio-Milch und zwei Äpfel nach ausgiebiger Prüfung, in ihr kleines Weidekörbchen zu legen.
Danach tänzeln sie zur Kasse. Dort legen sie 3,50 EUR für ihren Einkauf mit den frisch manikürten Nägeln auf das Band und erkundigen sich bei der freundlich lächelnden Kassiererin, wie es denn deren Kinderchen geht.
Nach ausführlicher Beratschlagung mit Kassiererin und Freundin, wird dann das Menü für das abendliche Mahl festgelegt und wir zwei glücklichen Damen swingen wieder nach Hause.
Hmm, ja. So in etwa stell ich mir das auch vor – in meinem Paralleluniversum.
Fortsetzung folgt…
Lies hier nach, was Kinder bei zuviel Stress hilft.
Höre in den Glücksheldin-Podcast rein und erfahre, was du tun kannst, wenn alles zuviel wird.
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