Depression - Was tun?
Habe ich eine Depression?
Arten der Depression, Anzeichen/Symptome, Depression behandeln
Wir wissen durch Mails und Gespräche, dass einige von euch unter Depressionen leiden oder gelitten haben. Beeindruckend sind hier die Zahlen.
Laut Bundesgesundheitsministerium erkranken schätzungsweise 16 bis 20 von 100 Menschen irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung.
Wir greifen hier nun das Thema auf und haben hierbei wieder Unterstützung von Christine Wilde, Psychologin und Coach. Kathi hat mit Christine ein Interview geführt, dass du hier nachhören kannst:
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Alle Inhalte haben wir dir hier zum Nachlesen zusammen gefasst.
Ein wichtiger Hinweis vorab:
Wir möchten hier vor allem informieren. Das ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt. Bitte wende dich bei Problemen immer an den Arzt deines Vertrauens!
Was ist eine Depression?
Eine ernstzunehmende Erkrankung. Es geht nicht um eine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit, sondern es ist das komplette Denken, unsere Gefühle und unser Handeln beeinflusst. Es finden Veränderungen im Gehirn und bei den Hormonen statt.
Was sind Symptome oder Anzeichen einer Depression?
Eine pessimistische Sicht auf die Welt, auf die Zukunft, auf sich selbst.
Oft Niedergeschlagenheit und auch eine innere Unruhe. Man hat – salopp gesagt – keinen Bock mehr auf irgendetwas. Was vorher Spaß gemacht hat, bereitet keine Freude mehr, das Interesse daran verschwindet.
Oft auch ein verminderter Antrieb. Viele kommen sehr schlecht morgens aus dem Bett. Alltägliche Dinge wie Haushalt oder Duschen fallen oft unglaublich schwer.
Schlafstörungen sind ebenfalls ein Thema, sowie Konzentrationsprobleme und ein veränderter Appetit.
Es entsteht auch ein vermindertes Selbstwertgefühl, Gedanken wie: Ich bin nicht gut genug, ich bekomme nichts hin.
Es können bei einer schweren Depression auch Suizidgedanken dazu kommen.
Wenn eine Depression klassisch diagnostiziert wird, spricht man von einer Zeitspanne von 3 Monaten, in der die Hauptsymptome und zwei Begleitsymptome auftreten.
Hauptsymptome sind Niedergeschlagenheit, Interessensverlust und verminderter Antrieb.
Wichtig ist: Wenn du dich schon eine längere Zeit lang schlecht fühlst, sprich doch mit einem Arzt darüber.
Du kannst auch online einen offiziellen Test machen, bei dem du schnell herausfindest, ob es eine Depression sein könnte, was du hast.
Oft ist der Prozess auch eher schleichend.
Die Essenz des ganzen hier ist im Grunde: Du unterdrückst deine Gefühle, deine Bedürfnisse und lebst nicht das Leben, das du leben möchtest.
Christine Wilde
Welche Arten von Depression gibt es denn? Was ist zum Beispiel eine Wochenbettdepression?
Es gibt erst einmal die Abstufung leicht, mittelschwer, schwer.
Ganz simpel gesagt: Je mehr Symptome, desto schwerer. Menschen mit einer schweren Depression kommen teilweise nicht mehr aus dem Bett, da hilft auch Anstrengen nicht, es geht einfach nicht mehr. Suizidale Gedanken kommen dazu.
Bei leichten Depressionen tritt eine leichtere Niedergeschlagenheit ein.
Es gibt auch die Dysthymie, eine depressive Verstimmung, bei der eine dauerhafte schlechte Stimmung über längere Zeit, ca. zwei Jahre auftritt.
Die Wochenbettdepression kennt man auch finden unter pränataler und postnataler Depression. Das kann schon in der Schwangerschaft losgehen und bis zu einem Jahr nach der Geburt. Da passiert sehr viel mit den Hormonen und die ganze Zeit kann stressig sein, da liegen sicherlich Ursachen.
Nicht zu verwechseln ist das mit dem Baby Blues nach der Geburt, wo viele aufgrund der Hormonumstellung kurz abrutschen.
Es gibt sowohl eine einzelne depressive Episode, bei der man nach Behandlung beschwerdefrei ist und es gibt wiederkehrende/rezidivierende Episoden.
Ein Burnout ist nicht klassifiziert und diagnostiziert, ist jedoch eine Art der Erschöpfungsdepression, die ein wenig anderes verursacht ist. Oft ist es hier so, dass wenn der Auslöser weg ist, ist auch die Symptomatik vorbei. Erfahre hier mehr zum sogenannten „Mama-Burnout“!
Andere Arten der Depression nimmst du mit, auch in den Urlaub, ein Burnout oder eine Erschöpfungsdepression nicht. Beides kann auch ineinander übergehen.
Grundsätzlich gilt: Mach dir deine Symptome und wie es dir geht bewusst und such dir ggf. Hilfe. Es ist nicht “normal”, wenn es dir ständig schlecht geht. Manchmal kennt man den Zustand nicht mehr, sich frei und glücklich zu fühlen, weil man schon so lange drinsteckt.
Was können Ursachen von einer Depression sein?
Das ist sehr vielschichtig. Es gibt bei manchen Menschen eine erhöhte Anfälligkeit für psychische Krankheiten, zum Beispiel durch frühe traumatische Erfahrungen. Dazu gehörend auch Entwicklungs- und Bindungstraumata.
Das heißt, wenn ein Kind Überforderung erlebt hat, durch emotionale Vernachlässigung, Gewalt oder dadurch, dass die Eltern nicht da waren. Das Stressniveau im Körper hat dann schon ein gewisses Level.
Genetik, Vererbung ist hier auch ein Punkt.
Wenn auf die erhöhte Sensibilität/Anfälligkeit und ggf. Veranlagung ein Auslöser trifft, dann kann eine Depression entstehen.
Der Auslöser kann beim Burnout eine chronische Überlastung sein, sonst ein Verlusterlebnis, zum Beispiel man verliert jemanden. Auch ein Jobverlust oder eine Trennung kann dazu führen, dass der Körper so reagiert.
Menschen, die dauerhaften Stress haben, sind erhöht anfällig dafür, eine Depression zu bekommen, da hier auch viel mit den Hormonen im Körper passiert.
Von einer anderen Richtung betrachtet: Ich habe festgestellt, dass die betroffenen Menschen ganz oft ihre Bedürfnisse und Gefühle unterdrücken. Nicht umsonst kann man Depression mit Unterdrückung übersetzen.
Wenn man seine Gefühle unterdrückt, erkennt man die eigenen Bedürfnisse auch nicht.
Wenn ich nicht spüre, dass ich ärgerlich bin, kann ich zum Beispiel keine Grenzen setzen, nicht “Nein” sagen. Wenn so etwas dauerhaft passiert, hat das negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl und man fällt sozusagen immer mehr in sich zusammen. Irgendwann ist man dann gar nicht mehr die Person, die man eigentlich ist.
Viele Menschen haben durch einen gewissen Charakter und traumatische Erlebnisse Strategien entwickelt, mit Anforderungen zurechtzukommen. Eine solche Strategie kann Überangepasstheit sein und kann auf Dauer zum Beispiel zu einem Burnout führen.
Anmerkung von Kathi: Das betrifft auch viele Mütter: die Überforderung, der Verlust des Bezugs zu den eignen Bedürfnissen, den eigenen Gefühlen. Die Bedürfnisse der Kinder sind erst einmal wichtiger, ich muss mich darum erst einmal kümmern. Wenn das eine Zeit lang so geht und ich keine Pausen mache oder mal etwas abgeben kann, dann geraten sehr viele Mütter in diesen Kreislauf. Das muss nicht zwangsläufig in einer Depression oder einem Mama-Burnout münden.
Eine gute Art der Prävention ist, sich immer wieder zu fragen, wie ich mich eigentlich gerade fühle und was gerade meine Bedürfnisse sind.
Die Essenz des ganzen hier ist im Grunde: Du unterdrückst deine Gefühle, deine Bedürfnisse und lebst nicht das Leben, das du leben möchtest.
Natürlich gibt es Vererbung und körperliche Ursachen, trotzdem hilft es immer, auf dieses Thema mal einen Blick zu werfen.
Wie kann man eine Depression behandeln?
Erster Schritt ist, zum Arzt zu gehen und sich beraten zu lassen.
Dann würde ich Unterstützung suchen, bei einem Therapeuten oder sonst jemandem, der gut ausgebildet ist und dir gut helfen kann.
Medikamente können teilweise gut helfen, das sind meist Antidepressiva, die im Hirn sozusagen die Botenstoffe in Ordnung bringen. Diese Medikamente können einen aus dem Negativkreislauf heraus nehmen, können den Antrieb wieder steigern. Das muss man abwägen.
Selbst etwas tun kann man natürlich auch: Eine Struktur am Tag hilft. Sich nicht zu viel aufladen und auch immer wieder Dinge einbauen, die einem zumindest früher Spaß gemacht haben. Die Freude daran kann wieder kommen, auch wenn sie gerade noch nicht da ist. Der Gehirnstoffwechsel erholt sich, du kannst stolz darauf sein, etwas gemacht zu haben.
Zeiten für sich selbst und Pausen einbauen, hilft ebenso. Viele haben keine Lust auf soziale Kontakte, ziehen sich zurück. Man will anderen nicht zur Last fallen. Trotzdem ist es wichtig, den Freunden Bescheid zu sagen, was los ist und trotzdem mit ihnen zusammen zu sein.
Tolle Ressourcen sind die Natur, frische Luft und Bewegung. Sport hilft ungemein bei Depressionen, denn das macht sehr viel mit deinem Körper, deinem Gehirn und deiner Psyche.
Fühl dich nicht schuldig, es ist eine Erkrankung. Schäme dich auch nicht dafür.
Anmerkung von Kathi: Wenn man sich ein Bein bricht, geht man ja auch zum Arzt und holt sich Hilfe. Bei psychischen Erkrankungen ist es für viele noch schambehaftet und kostet Überwindung darüber zu sprechen.
Es ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Natürlich braucht man wie bei dem gebrochenen Bein auch eine Behandlung und sogar eine Reha, wo man bestimmte Dinge wieder übt.
Bei einer Depression ist es wichtig, sich nicht unter Druck zu setzen und im eigenen Tempo vorzugehen.
Schau auf dein Leben und frage dich, ob du in den Bereichen Job, Familie, Beziehung, Freunde, Gesundheit, Freizeit, das Leben führst, das du führen möchtest. Wo es nicht passt, da darfst du hinschauen. Depression kann auch ein Zeichen sein, dafür, dass du genauer auf dein Leben blicken darfst.
Kann man auch dauerhaft mit Depressionen, also einer rezidivierenden Depression, gut leben?
Ich bin davon überzeugt, dass das geht. Man kann sicherlich lernen, die depressiven Phasen zu verkürzen, damit umzugehen. Man kann auch erkennen, woraus diese Phasen entstehen. Oft sind sie vielleicht eine Antwort auf ein stressiges, nicht bedürfnisorientiertes Leben.
Man kann sehr viel durch eigenes Handeln positiv beeinflussen. Schlafen, Ernährung, Bewegung sind hier die Grundpfeiler. Es wichtig auch aus der Haltung “ich kann nichts, ich schaffe das nicht herauszukommen”. Du bist nicht die Depression, da gibt es noch mehr!
Hier Abstand zu gewinnen, ist eine Lernaufgabe.
Anmerkung von Kathi: Wichtig ist auch: Eine Depression ist behandelbar und gut behandelbar.
Es liegen oft traumatische Erlebnisse unter einer Depression, das sollte man sich auf jeden Fall anschauen. Die Ursachen zu kennen, ist wichtig. Dann kannst du auch viel machen und bewirken.
Hier kannst du mehr von Christine erfahren
In ihrem Podcast “Gefühlsstoff” bei youtube
- Auf ihrer Homepage
- Bei Christine Wilde auf LinkedIn
🆘Hier findet ihr Links zu den wichtigsten Kontaktpunkten, bei denen ihr euch Hilfe holen könnt:
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