Wir freuen uns sehr, dass heute eine Gast-Autorin für unseren Blog schreibt. Eine Mutter, die anonym bleiben möchte.
Sie möchte damit verhindern, dass ihr Sohn, wenn er später einmal Bundeskanzler wird, aufgrund dieses Artikels Probleme bekommt.
Nennen wir sie einfach mal LaTina.
Sie findet deutliche Worte, gewürzt mit einer großen Prise schwarzem Humor für ihre ganz persönlichen Erlebnisse im Corona-Chaos.
Aber lies selbst:
Als Mutter siehst Du Maßnahmen, wie „Einschränkung aller sozialen Kontakte“ und Ausgangssperre anders als andere Menschen. Und auch wenn diese Maßnahmen durchaus sinnvoll und wichtig sind, sieht man dieser Zeit nur mit sehr gemischten Gefühlen entgegen.
Anfänglich hielt ich es mit der Einschränkung noch etwas locker und gestattete meinem hyperaktiven Sohn, mit drei Kumpels zum Bolzen zu gehen. Drei Kumpels waren für mich keine Großveranstaltung, Sport für den Erhalt des sozialen Einsiedlertums auch förderlich und Fußball zudem keine Kontaktsportart.
Diese Lockerheit verflog schlagartig, als das Söhnchen im Einsatzfahrzeug mit fünf Polizisten im Schlepptau wieder nach Hause kam. Im gebührenden Abstand wurde ich sehr charmant darüber aufgeklärt, dass auch eine Gruppe von vier Jugendlichen auf dem Bolzplatz, nicht dem Maß der „sozialen Einschränkung“ entspricht. Ich solle doch den Sohnemann zu Hause lassen.
Den – Sohn – zu – Hause – lassen. Worte, die sich für immer in Dein Hirn brennen.
Der Sohn ist 15. Ein Kerl, dessen Beinbehaarung langsam groteske Längen annimmt und der nicht mehr auf Bäumen, sondern auf hübschen Mädchen rumklettert. Dessen „bester“ Freund nicht mehr nur der Banknachbar in der Schule oder der Mannschaftskumpel aus dem Sportverein ist, sondern ein Teil seines Körpers ist und in seinem Schlüpfer wohnt.
So, und diesen Heranwachsenden musst Du nun bändigen – zu Haus – alleine.
Prinzipiell ist es eh verwunderlich, dass Jungens in diesem Alter den Virus überhaupt bekommen können, denn mit Körperhygiene nehmen sie es nicht so genau.
Sollte man doch meine, dass sie sich dem weiblichen Geschlecht in bestmöglicher sauberer Verfassung und duftend präsentieren wollen.
Nein – dem ist nicht so.
Scheinbar denken sie wie John Wayne, der den Satz prägte, dass Männer nach Schweiß und Sattelleder riechen müssen. Sie vergessen dabei aber gerne, dass die harten Jungens auf der Weide keine bodentiefen Duschen mit angenehmer Regenduschköpfen besaßen und dass sie einfach keine Cowboys sind, die wochenlang durch die Prärie reiten.
Und natürlich, dass sie nicht nach Sattelleder, sondern einfach nur schlecht riechen.
Somit ist der jugendliche Körper, aufgrund reichhaltig vorhandener und nicht abgewaschener Krankheitserreger, eine wandelnde Autoimmunisierung. Der Kerl müsste eigentlich gegen sämtliche Krankheiten Antikörper gebildet haben; auch gegen noch unbekannt, denn irgendwo auf diesem Prachtkörper tummeln sich Erreger, von denen Wissenschaftler keinen blassen Schimmer haben.
Ich gebe zu, ich habe schon einmal mit dem Gedanken gespielt, ihn der Forschung zur Verfügung zu stellen.
Gefährdete Personen dürfen einmal an ihm lecken – ähnlich einer Schluckimpfung und voilà, schon ist man gegen 90% aller Infektionskrankheiten gewappnet.
Gerne wird darüber gewitzelt, dass nach 5 Wochen Schulfrei die Risikogruppe mit dem höchsten Letalitätsfaktor, nicht mehr die über 80-jährigen, sondern alle Schulkinder zwischen 5 und 15 sind.
Aber dem ganzen schwarzen Humor zum Trotz, auch mein „kleinergroßer“ Mann kann erkranken, hat Freundinnen, die Diabetes Mellitus Typ 1 haben und hat Großeltern, die zur Risikogruppe gehören.
Aus diesem Grund appelliere ich an alle Eltern: Lasst Eure Kinder zu Hause. Veranstaltet keine Übernachtungsparties und verschiebt Geburtstagsfeiern.
Es ist furchtbar, es ist grausam es ist selbstmörderisch, aber es ist und bleibt lebensrettend.
Uns Müttern (natürlich auch den Vätern) von pubertierenden Jugendlichen wird dafür keine Tapferkeitsmedaille ans Revers geheftet, für uns wird nicht geklatscht oder gesungen und wir werden noch nicht einmal ein Dankeschön für unsere Mühen erhalten.
Trotzdem – nach diesen fünf bis sechs Wochen werden wir hoffentlich wieder wissen, was Glück ist.
Nicht die guten Noten, nicht die straffe Bauchdecke (die ist nach kiloweise Frustschokolade und geschlossene Fitnesstempel eh ein Fall für den plastischen Chirurgen), sondern Gesundheit und Freiheit und das Gefühl (fast) alles wuppen zu können, was das Leben und verzweifelte Teenies für uns bereithalten.
Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch dieser Situation etwas Positives abgewinnen könne.
Teenies können, ganz im Gegensatz aller Erwartungen – im Wesentlichen ihrer eigenen – einen Rechen oder ein anderes Gartengerät in die Hand nehmen.
Davon fällt niemanden ein Körperteil ab, man fällt auch nicht tot um und man landet auch nicht in der Hölle der Uncoolen.
Und wenn man das lautstarke Lamentieren erst einmal überwunden hat, dann kann aus einer Gartenwüste ein ansehnliche Stück Land entstehen. Das ist meine Methode mit der Situation umzugehen. Und ich habe festgestellt, sind die Teenager erst einmal so lange von der Außenwelt abgekapselt und so verzweifelt, dann sind sie sogar glücklich über ein bißchen Gartenarbeit.
Man muss nur lange genug warten und ihnen dann den Rechen, wie ein Stückchen Freiheit anbieten. Sie werden es lieben…
Hier erfährst du, wie einige Wochen mit den Kindern zu Hause gut gelingen.
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